WUZ: Wo Frauen einander selbst helfen

10.07.2012 | 21:40 | Ania Haar

Der Verein „Wir Unternehmen Zukunft“ entwickelt in der bosnischen, kroatischen und serbischen Community Integrationsprojekte und setzt diese in allen Bundesländern in Netzwerke um.

Vor drei Jahren hat Tatjana Kukic-Jank den Verein WUZ (Wir Unternehmen Zukunft) ins Leben gerufen. „Ich war davor im serbischen Dachverband tätig, wollte mich aber mit meiner Arbeit nicht nur auf die serbische Community beschränken, sondern auch Frauen, die Bosnisch, Kroatisch und Serbisch verstehen, erreichen“.

Sie möge keine Verallgemeinerungen, aber: In diesen Communitys seien Frauen vor allem „sehr geschlossen“ und in „kleinen Kreisen“ unter sich. Somit wurde für sie schnell klar, dass Netzwerke eine wichtige Rolle spielen.

Verstehen kann sie diese Frauen dennoch sehr gut. „Ich tue mir auch schwer, irgendwohin zu gehen, wo ich noch nie war“, sagt die 37-Jährige. „Habe ich aber von einer Freundin erfahren, dass etwas gut ist, gehe ich auch dorthin.“ Und WUZ finden viele gut. Die Mundpropaganda in der Community funktioniert.

Genau hier setzt die Arbeit des Vereins an. Netzwerke bilden, um Kontakte weiterzugeben, um sich gegenseitig zu helfen, um Berührungsängste abzubauen.

 

Selbstbewusstsein fehlt

„Im Bereich Bildung gibt es sehr viel Unwissen“, sagt Kukic-Jank. So fand Anfang des Jahres die Veranstaltung EDA (Erfolgreich durch Ausbildung) in Wien statt. Mehrere Experten standen Interessenten zur Verfügung. Die Probleme der Frauen sind vielfältig, dennoch ist erkennbar, dass viele unter ihrem Ausbildungsniveau arbeiten. Wenige von ihnen lassen ihre Ausbildung nostrifizieren, wobei manche Ausbildungen erst gar nicht anerkannt werden. Dann arbeiten viele eben als Reinigungskräfte. Bei ihnen sei sehr wenig Selbstbewusstsein und Selbstwert vorhanden. Deshalb sei es wichtig, diese Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken.

Eine große Gruppe bilden Frauen, die bald in Pension gehen oder bereits pensioniert sind. Sie erkennen Österreich oft nicht als ihr eigenes Land an. „Für sie muss der Prozess der Integration erst stattfinden“, sagt Kukic-Jank. Die sozialen Kontakte finden sehr isoliert statt. Alle Freunde sind Serben, der Arzt ist ein Serbe, der Steuerberater auch. Und am Arbeitsplatz sprechen sie wenig Deutsch. Hier müsste sich die Gesellschaft öffnen, meint die 37-Jährige. „Von beiden Seiten“.

Kukic-Jank ist wichtig, dass Migranten nicht auf ihre Nationalität reduziert werden, sondern als Menschen eine Chance bekommen. So erlebt sie es oft selbst, egal wo sie hinkommt, lautet die erste Frage: Wo kommen Sie her? Ihre Antwort: Ich komme aus Wien.

Danach gehe die Fragerei aber erst richtig los: Wo sind Sie geboren? „Mehrsprachigkeit sollte geschätzt werden, und nicht, dass ich mit Akzent spreche.“ Diesen werde sie nie loswerden. Das war aber auch kein Hindernis, Architektur zu studieren und derzeit in der Forschung tätig zu sein. Nach Wien gekommen ist sie im Alter von 13 Jahren. „Meine Mutter hat mich im Koffer aus Belgrad mit nach Wien genommen, weil sie einen befristeten Arbeitsvertrag als muttersprachliche Lehrerin hatte.“ Dieser wurde verlängert, die Familie blieb.

Die Arbeit im Verein bezeichnet sie als ihre „Liebe“. Die auf Gegenseitigkeit beruht. So hat sich vor kurzem eine Frau gemeldet, die schon länger auf Jobsuche war, dass sie nach dem „Vernetzen“ über den Verein schnell eine Arbeit fand. Es funktioniert aber auch umgekehrt. So gibt es Anfragen von Firmen, die gezielt nach Personen oder Arbeitskräften aus der Community suchen. Man sei zwar kein AMS, aber es werde geholfen.

Tatsächlich hat sich die Tätigkeit von WUZ innerhalb kurzer Zeit herumgesprochen und aufgrund der österreichweiten Nachfrage musste auch der Vereinsname angepasst werden, von „Wienerinnen Unternehmen Zukunft“, auf „Wir Unternehmen Zukunft“.


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