„I suf (Mohren Bräu)“ – Auftrittsverbot für Vorarlberger Hip Hop Duo

05.05.2014 | 11:04 | Daniela Karina Krenn und Tamara Tanasijevic

Die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) hat den Auftritt der Hip-Hopper „Penetrantes Duo“ am Vorarlberger Studentenfest im Wiener WUK abgesagt. Ihr Lied „I suf (Mohren Bräu)“ sei rassistisch.

Phil Fin und DJ King sind Hip-Hopper. Zusammen sind sie das Hip-Hop Duo „Penetrante Sorte“. Das gemeinsame Lied „I suf Mohren Bräu“ gibt es schon seit April 2013. Da wurde es das erste Mal auf Platte veröffentlicht. Es sei ihr Lieblingsbier, so Phil Fin auf Anfrage von M-MEDIA.Und den Songtext selbst haben sie M-MEDIA auch zukommen lassen:

„0,33 Liter Mohren Pfiff, bring uns gleich a Kiste mir sufan uns untern Tisch / was soll i macha i bin Vorarlberger, bei uns dahoam isch as Bier halt a bisl stärker / du krigsch vo nix anderem so a Schealla wies, vo a paar Liter guatem alten Mohren Keller Bier / Mohren schmeckt guat und es macht geil high, und wenn genau so denkst raise your Mohren to the sky /

REFRAIN: Und i suf a Keller oder Bock Bier gib mas und i suf, ganz egal a Spezial oder Pfiff i suf us / woasch uf was i mi jetzt freu a Mohren Bräu / ko Becks ko Zipfer ko Gösser ko Guiness ko Fohrenburger findsch bu mir, ko Stiegel ko Egger ko Hirter ko Zwettler nur’s Mohren Bräu isch mi Bier /

Vum Sufa krigsch im Häs Gräsmosa, weil ma got an See zum sich d’Bira wegbloßa / jeder hot a Achter Trägerle dabei, wenns ums sufa got isch jeder glei dabei / i wohn s’ganze Johr z’Wian und des Mohren got ma ab, i säg jedem dunna unser Bier steckt euer Bier in Sack / i säg jedem nur wers Mohren mag der hot an guata Gschmack, weil mir Vorarlberger hond des beste Bier und des isch Fakt / unser Bier hot gwonna euers hot verlora, sufan euer Gsöff mir sufan unser Mohren / in jedem gschieda Kühlschrank stoht a Spezial und a Pfiff got sich immer us aller erste Wahl /

Das besungene Mohren Bräu  ist aber genau jenes Bier gegen das schon 2012 eine Anti-Rassismus-Kampagne gestartet  wurde (M-MEDIA berichtete). Das Logo des Bieres zeigt einen schwarzen Mann mit enorm wulstigen Lippen, krausem Haar und einer markanten Nase. M-MEDIA hat nachgefragt, ob die beiden die Absage auch nachvollziehen können und Phil Fin antwortet:

„Ja, von der Kampagne „No Mohr“ hab ich schon gehört. Allerdings hat diese Kampagne nichts mit unserer Musik zu tun. Es ist einfach nur ein Song über ein Produkt das wir gerne konsumieren. Der Song entstand wegen des Inhalts und nicht wegen des Designs der Flasche.“

Unwissen schützt vor Strafe nicht, lautet ein bekanntes Sprichwort. Denn Auftreten dürfen sie trotzdem nicht. Das hat die ÖH jetzt offiziell mitgeteilt und sogar schon Ersatz für das Vorarlberger Hip-Hop-Duo gefunden: die Indie-Band „timesnewroman“. Auf Anfrage von M-MEDIA bestätigt die ÖH die Absage folgendermaßen:

„Beim Fest der Vorarlberger_innen handelt es sich um keine Veranstaltung der Bundesvertretung der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH). Die ÖH wurde lediglich als Kooperationspartnerin angefragt. Die ÖH tritt gegen jede Form der Diskriminierung auf Grund von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, sozialem Hintergrund etc… auf. Da die Lieder von der Band Penetrane Sorte teilweise gewaltverherrlichende und sexistische, so wie im Fall „I suff“ auch rassistisch bedenkliche Texte aufweisen, widerspricht dies unseren Grundsätzen. Aus diesem Grund war eine Kooperation bei Auftritt dieser Band nicht möglich.“

Das Vorarlberger Online Nachrichtenprtal veröffentlichte vor einer Woche die offizielle Absage der ÖH. Auf der Homepage von vol.at sind die Reaktionen gewaltig – und zum Teil auch erschreckend. 300 Kommentare sind bereits auf vol.at gepostet worden. Eine davon hat die Online-Redaktion des Vorarlberger Nachrichtenportals auch schon wieder gelöscht. „Dieser Kommentar wurde aufgrund eines Verstoßes gegen die VOL.AT-Netiquette entfernt“ so der erklärende Kommentar der Redaktion.

Einige Kommentare dürfen aber stehen bleiben. „Linke sind keine Problemlöser, sondern schaffen Probleme!“, schreibt ein User namens „Jetzt aber“. Ein anderer User bezeichnet gleich alle Wiener als „dumm“ und weitere beschimpfen die ÖH. „Es ist ein Traditionsunternehmen!“, rechtfertigt User „es reicht“ das Mohrenbräu. Der ÖH und auch den Grünen wird immer wieder „scheinheiliger Antirassimus“ vorgeworfen. „Mit heil begrüßt man sich schon immer in Vorarlberg!“ schreibt User „ismael“. Reaktionen auf das Lied, das laut „Penetrante Sorte“ so ganz ohne rassistische Hintergründe entstanden ist. Mit solchen Äußerungen lassen zumindest die Fans keinen Zweifel an der Entscheidung der ÖH.

Umgestaltung von rassistischen Logos

Im deutschsprachigen Raum gibt es einige prominente Beispiele, die durch eine Umgestaltung ihrer Logos auf den zivilgesellschaftlichen Aufruhr reagierten. Der deutsche Schokoladengroßkonzern Sarotti änderte bereits 2004 das rassistische Maskottchen der Dienerfigur in einen Zauberer um. Auch das österreichische Traditionsunternehmen Julius Meinl verabschiedete sich, nach langer Überzeugungsarbeit von Seiten der Protestierenden, von seinem Logo und nahm sichtbare Veränderungen vor. Die Markenfigur mit schwarzem Gesicht und gesenkten, unterwürfigen Kopf wurde durch eine farblich neutrale Gestalt mit gehobenem Haupt ersetzt. Man kann nur hoffen, dass sich die Brauerei M*Bräu an dieser modernen Entwicklung ein Beispiel nehmen wird.

 


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