Wien: Webseite vereinfacht Alltagsleben durch Mehrsprachigkeit

14.02.2014 | 15:55 | Daniela Karina Krenn

Wien zelebrierte das Jahr 2013 als Jahr  der Mehrsprachigkeit. In diesem Sinne veröffentlichte die Integrationsabteilung der Stadt (MA 17) vorigen November die Sprachenwebseite „Wiener Sprachen App“.  Mit ihr lassen sich Wörter und Phrasen der acht meist gesprochenen Sprachen in Wien ganz einfach in die andere übersetzen. Userzahlen der letzten drei Monaten liegen dem Magistrat noch keine vor.

Deutsch, Bosnisch, Kroatisch, Kurdisch, Polnisch, Rumänisch, Serbisch und Türkisch, das sind laut Statistik Austria die acht meist gesprochenen Sprachen im Wiener Raum. Aber wie kann man noch mal schnell auf Rumänisch grüßen oder auf Deutsch einen Kaffee bestellen? Mit der Webseite lassen sich solche Worte und Phrasen des Alltags ganz einfach übersetzen, anhören und auch gleich direkt per E-Mail oder SMS versenden. Die Idee dazu hatte Goran Novaković, Mitarbeiter der Integrationsabteilung MA 17.

„Entstanden ist die Idee damit sich die in Wien lebenden Völker sprachlich leichter untereinander austauschen können.“, sagt Novaković. In der Praxis soll die Webseite so funktionieren: Ich speichere die Webseite auf dem Homebildschirm meines Smartphones. Wenn dann zum Beispiel meine bosnische Nachbarin, die Deutsch spricht, Geburtstag hat und ich möchte ihr alles Gute in ihrer Muttersprache wünschen, dann kann ich schnell auf der Webseite nachschauen, wie das geht.

Die Sprachenwebseite enthält keine Schimpfwörter 

Ein Sprachkurs oder gar Deutschkurs soll die Wiener Sprachenwebseite aber nicht sein, betont Novaković. „Es ist einfach die Möglichkeit Nettigkeiten untereinander auszutauschen und zwar in jeder Sprache.“ Aber die Welt ist nicht nur nett. Hilft die Webseite auch beim Schimpfen in einer anderen Sprache, Herr Novaković? „Schimpfwörter lernen die Kinder schon am Schulhof, dafür gibt’s keine eigene Kategorie in der App.“

Auf der Sprachenwebseite kann man aus elf verschiedenen Kategorien auswählen. Besonders hilfreich findet Novaković die Kategorien wie „Ämter und Verwaltung“ oder „Schulische Mitteilungen“. Hilfreich für jene, die am Amt schnell wissen müssen was zum Beispiel „Kindergeld“ heißt. „Vor kurzem hatte ein User die Idee, die Kategorie „Körperteile“ einzubauen. Der Arzt soll schließlich genau wissen, wo’s genau weh tut.“, sagt Novaković. Besonders „Leiwand“ findet er vor allem die Zusatzfunktion sich Wörter auch in die Wiener Mundart übersetzen zu lassen.

Zur Webseite gehört auch ein Namensverzeichnis, das die Aussprache der häufigen Vornamen der acht Sprachen vorspricht. „Es kommt vor, dass Kinder in der Schule umgetauft werden, weil keiner ihre Namen richtig sagen kann. Da wird aus einem Boško („Boschko“) ein Bosko („Bosko“) gemacht. Namen sind wichtig für die eigene Identität.“ erklärt Novaković.

Notwendiger interkultureller Kalender

Auch einen interkulturellen Kalender, der verschiedene religiöse und internationale Feiertage anzeigt, bietet die Webseite. „So weiß jedes Volk über jedes Volk, wann gefeiert wird”, sagt der Ideengeber. Was genau gefeiert wird, wird in den acht Sprachen der Webseite übersetzt und erklärt.

Für die Wiener Rot-Grüne Koalition ist die Webseite „ein unkompliziertes und kostenloses Service für alle Wienerinnen und Wiener“, schreibt die Wiener SPÖ Gemeinderätin Anica Matzka-Dojder in einer Presseaussendung. Der Integrationssprecher der Wiener Grünen Şenol Akkılıç betont zusätzlich „das Webtool ist ein deutliches Signal an Jugendliche, die hauptsächlich über ihre Smartphones miteinander kommunizieren.“ Er begrüßt, dass die Webseite die Etablierung der Mehrsprachigkeit in Wien unterstützen würde. Bei Bedarf möchte er weitere Sprachen hinzufügen.

Mehr als 5000 Hördateien online verfügbar 

Gesprochen und übersetzt haben die mehr als 5.000 Hördateien übrigens die Mitarbeiter der Integrationsabteilung selbst. Neben den technischen Entwicklungskosten lagen die Kosten daher vorwiegend in den eigenen Personalkosten der MA 17, so Susanna Steindl von der Integrationsabteilung. Genaue Angaben zu den Kosten macht sie aber nicht. Zahlen zur UserInnenbeteiligung liegen der Integrationsabteilung noch nicht vor. Novaković selbst hat laut eigenen Angaben bis jetzt fast nur positive Rückmeldung von UserInnen zur Webseite bekommen. Noch immer wird sie aber seiner Meinung nach zu wenig genutzt, weil die Stadt Wien zu wenig Werbung dafür macht.


ein Kommentar

  • office@m-media.or.at

    Dann liegt aber die Verantwortung bei den Medien, somit auch bei euch, die im Text vorkommenden Nammen der Menschen aus anderen Ländern, richtig zu schreiben. Es heißt Goran Novaković (und nicht Novakovic), Und es heißt Şenol Akkılıç (und nicht Akkilic). Geschrieben um 17. Februar 2014 um 11:55 Uhr Antworten

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