Wien: OSZE Konferenz thematisiert erstmal Ethik in der Bekämpfung von Menschenhandel

05.11.2014 | 13:00 | Anna Preiser

Die Bekämpfung des Menschenhandels ist eine transnationale, vieldimensionale Herausforderung. Im Zuge der Konferenz der 14. „Alliance Against Trafficking in Persons“ werden am 4. und 5. November 2014 auf internationaler Ebene ethische Fragen der Bekämpfung von Menschenhandel behandelt. 

Menschenhandel in unserer Gesellschaft

Menschenhandel ist noch lange kein Thema von gestern. Auch heute findet Handel mit Menschen in hohem Maße statt.  Nach Waffen- und Drogenhandel zählt dieser weltweit sogar zur dritt größten Einnahmequelle. Menschen werden als Objekte, als Ware behandelt und dienen anderen als Instrument, hohe Gewinne zu erzielen. So leben viele weiterhin in Situationen moderner Sklaverei. Dies stellt eine schwere Menschenrechtsverletzung dar, beraubt Personen ihrer Freiheit und ist schlicht menschenunwürdig und ein Verbrechen gegen die Menschheit. Frauen gelangen durch Menschenhandel meist in Prostitution oder häusliche Sklaverei. Arbeitskraft von Männern wird ausgebeutet, als sie in manchen Ländern auch  gezwungen werden, bewaffneten Gruppen beizutreten. Auch hier in Österreich ist Menschenhandels gegenwärtig. Aufgrund der geographischen Lage ist Österreich ein häufiges Transit- als auch Zielland.

Die 14. „Alliance Against Trafficking in Persons“

Menschenhandel wurde und wird am 4. und 5. November 2014 in der Hofburg im Zuge der 14. „Alliance Against Trafficking in Persons“ Konferenz unter dem Aspekt der „Ethical Issues in Preventing and Combating Human Trafficking“ behandelt. Organisiert wurde diese von der OSCE, der Organisation for Security and Co-operation in Europe.  Anwesend bei der internationalen Konferenz waren Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsländer der OSCE, der Internationalen Organisation for Migration (IOM), der International Labour Organisation (ILO) und zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Die Konferenz stellt eine Plattform, um zum ersten Mal auf internationaler Ebene ethische Belange im Kampf gegen Menschenhandel zu diskutieren, sich über Good Practices auszutauschen und neue Denkanstöße zu geben. Ziel ist es, dadurch die Abstimmung internationaler Aktionen und den Kampf gegen Menschenhandel jeglicher Form zu verbessern.

Neues Handbuch über präventive Massnahmen gegen Menschenhandel

Eröffnet wurde die Konferenz unter anderem von Madina Jarbussynova, OSCE Sonderbeauftragte und Koordinatorin im Kampf gegen Menschenhandel, Staatssekretär des Innenministeriums Serbiens Aleksandar Nikolic, durch eine Videbotschaft von Prince Seid Ben Ra´ad Al Hussein, UN-Hochkommissar für Menschenrechte und von der stellvertretenden Direktorin des OSCE Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte Beatriz Baltin Chamorro. Am ersten Tag der Konferenz gab es weiters einführenden Reden und das erste Panel zum Thema „Ethical sourcing to prevent forced labour and trafficking in human beings in the private sector“. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Rat wurde das Side Event „Measures that Business, Civil Society and Governemtns can take to Prevent Trafficking in Human Beines for Labour Exploitation“ als auch das neue Handbuch „How to prevent trafficking for the purpose of domestic servitude in diplomatic households and protect private Domestik workers“

Die Herausforderung der Bekämpfung 

Die Bekämpfung des Menschenhandels ist eine transnationale, vieldimensionale Herausforderung und ist mit vielen Bereichen der Gesellschaft wie der Wirtschaft verflochten. Wie William Lacy Swing, Generaldirektor der IOM zugibt, zeigen der Kampf gegen Menschenhandel, dessen Prävention und Verfolgung trotz guter Zusammenarbeit wenig Erfolge.

Im Laufe des ersten Tages der Konferenz wurden von teilnehmenden der Konferenz Herausforderung und notwendige Maßnahmen besprochen, um den Menschenhandel bekämpfen zu können. Es wird gefordert, dass die internationale Zusammenarbeit verbessert wird und Vorgehensweisen harmonisiert werden. Die Wichtigkeit von Partnerschaften wird betont, es ist jedoch nicht ausreichend, bloß staatliche bzw. zwischenstaatliche Anstrengungen zu stärken, da im Kampf gegen Menschenhandel die gesamte Gesellschaft gefordert sei. Es ist daher vielmehr vonnöten, dass Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft partnerschaftlich gemeinsam vorgehen.

Zur Bekämpfung des Problems ist es von bedeutender Wichtigkeit, dass ArbeiterInnen Gewerkschaften beitreten dürfen, um Gelegenheit zu haben, ihre eigenen Rechte zu schützen. „Collective voice of workers is the key of change to happen“ fasst Beate Andrees, Leiterin des Special Action Programm to Combat Forced Labour der ILO, die Standpunkte der TeilnehmerInnen des Panels zusammen.

Wirtschaftliche Aspekte von Menschenhandel 

Allein Schuld am Menschenhandel ist jedoch nicht bloß organisiertes Verbrechen. Auch der private Sektor, sowohl ArbeitgeberInnen als auch KonsumentInnen, müssen durch die Nachfrage nach billiger Arbeitskraft und sexueller Ausbeutung zur Verantwortung gezogen werden. Es müssen Maßnahmen gesetzt werden, um diese Nachfrage zu adressieren und Initiativen ergriffen werden, um gegen unwürdige Ausbeutungsverhältnisse in Unternehmen und Produktionsprozessen vorzugehen. Es muss eine null-Toleranz Politik bestehen.

Zur Verhinderung der Probleme sind allerdings freiwillige Verhaltenskodizes und Auditing, die Überprüfung von Daten und Leistungen, nicht ausreichend. Unternehmen täuschen leider häufig „a charade of social responsability“ vor, so Mike Dottridge, unabhängiger Experte und Autor des soeben erschienen Papers „Ending Exploitation: Ensuring that Businesses do not Contriute to Trafficking in Human Beines: Duties of States and the Private Sector“. Auch Korruption spielt dabei eine Rolle. Kampagnen können zwar Licht auf Menschenrechtsverletzungen werfen, können das Problem jedoch auch nicht bekämpfen.

Um dem im wirtschaftlichen Bereich zu begegnen, soll ein verpflichtender Verhaltenskodex die gesamte Produktionskette entlang eingeführt werden. Dabei müssen Staaten Gesetze erlassen, um Menschenrechte in Unternehmen zu schützen, Richtlinien setzen und Kommunikation fördern, wie negative Auswirkungen von Menschenrechtsverletzungen adressiert werden sollen. Auch der Staat trägt dabei eine Verantwortung, die Umsetzung von würdigen Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Es müssen angemessene Arbeitsinspektionen auch in privaten Haushalten und isolierten Arbeitsstätten stattfinden, um Menschenhandel aufzudecken. In den meisten Ländern fehlen diese allerdings. Weiters soll öffentlich berichtet werden, wie Verantwortlichkeiten wahrgenommen werden. Auch sollen Aktionen bezüglich importierter Ware gesetzt werden und Informationen diesbezüglich zur Verfügung gestellt werden.

Fortsetzung der Konferenz

Heute, am 5. November, findet der zweite und letzte Tag der Konferenz statt. In drei Panels zu den Themen „Codes of Conduct and Zero tolerante policies in conflict and crisis situations“, „Ethical treatment of trafficked persons“, „Medical ethics and trafficking in human beings for the purpose of organ removal“ und dem Side Event „Making Effective Use of Anti-Money Laundering Regimes and Financial Investigations to Combat Trafficking in Human Beings“ werden weitere Herausforderungen und wichtige Aspekte im Kampf gegen Menschenhandel besprochen.

 


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