Buchtipp: So läuft Ethnomarketing

ZUM BUCH
  • Manuel Bräuhofer | Roxanna Yadollahi-Farsani
  • Ethnomarketing in Österreich | Das Praxishandbuch
  • 200 Seiten | 21,5 x 15,5 cm | Softcover
  • ISBN: 978-3-99015-006-1 | Erschienen am 8. Oktober 2011
  • € 26, 50

11.10.2011 | 21:31 | Ania Haar

„Ethnomarketing in Österreich“ gibt Tipps, wie man bestimmte Communitys gezielt anspricht. Oft sind es die kulturellen Unterschiede, die eine Kaufentscheidung beeinflussen.

Wien. Ein kroatischer Bauunternehmer möchte Kunden aus der türkischen Community gewinnen. Alle seine bisherigen Versuche, Zugang zu dieser Gruppe zu finden, sind gescheitert. Was sollte er tun? Ein Inserat schalten, etwa mit dem Wortlaut „Suche Mann aus der türkischen Wiener Community für Baubranche“?

Warum diese Idee keine besonders gute gewesen wäre, und was das Ethnomarketing (darunter auch Diversity Recruiting) kann, wird im Praxishandbuch „Ethnomarketing in Österreich“ auf rund 200 Seiten erklärt. Die Autoren wissen, wovon sie sprechen: Manuel Bräuhofer ist Geschäftsführer von „Brainworker-Community Marketing“ und Roxanna Yadollahi-Farsani arbeitet als Marketingfachfrau.

Kulturspezifisches Marketing

Was kann man unter dem Begriff Ethnomarketing verstehen? Es handelt sich dabei um einen kulturspezifischen Marketingansatz für ethnische Zielgruppen. Es wurden in Österreich bis jetzt – im Vergleich zu anderen Ländern – eher als Randerscheinung angesehen, und fristete demnach auch nur ein Nischendasein. Eigentlich schade, meinen die Autoren. Denn Tatsache ist, dass in Österreich rund 1,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben und über eine jährliche Kaufkraft von mehr als 20 Milliarden Euro verfügen.

Oft sind es die kulturellen Unterschiede, die eine Kaufentscheidung beeinflussen. Diese zu kennen, bringt also bares Geld. Oder aber auch neue Mitarbeiter, die wiederum neue Kundschaft gewinnen können. So arbeitete auch der eingangs erwähnte kroatische Bauunternehmer, der – ohne Inserat – gezielt auf die Suche nach einem türkischen Mitarbeiter ging. Durch ihn hat er nun leichteren Zugang zur türkischen Community.

Im Praxisbuch sind neben dem theoretischen Teil auch Praxisfälle enthalten. Insofern empfehlenswert, da nicht nur Beispiele aus der Finanz-, Handels- oder Telekommunikationsbranche dargestellt werden, sondern auch weniger bekannte Kommunikationsstrategien öffentlicher Einrichtungen. Wichtig sind unter anderem Informationen über Do’s und Dont’s bei bestimmten Communitys und Dinge, die man etwa bei der Ansprache bestimmter Gruppen beachten sollte. Auch wenn manche Infos, etwa aus der polnischen Community, nicht hundertprozentig präzise sind, ist das Praxisbuch eine interessante Publikation in einem bisher nur wenig beachteten Bereich.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 12.10.2011)


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