Flucht aus Wien – in eine Falle: Die Reise in die Ewigkeit

AUSSTELLUNG
  • „Die Reise in die Ewigkeit. 70 Jahre Kladovo-Transport" wurde von der Monatszeitung KOSMO initiiert und veranstaltet.
  • Sie entstand in Zusammenarbeit mit Yad Vashem.
  • Ausstellungsort ist das Burgenländisch-kroatische Zentrum in der Schwindgasse 14/4 in Wieden.
  • Die Veranstaltung läuft bis 14. Oktober.
HOHE FEIERTAGE
  • 17. und 18. September: Rosch Haschana – das jüdische Neujahr.
  • 26. September: Jom Kippur – Versöhnungstag.
  • 1. Oktober: Sukkot – Laubhüttenfest.
  • 9. Oktober: Simchat Tora – Torafreude.

11.09.2012 | 22:34 | Ida Labudovic

Eine Ausstellung in der Wiener Schwindgasse zeigt das Schicksal einer Gruppe jüdischer Flüchtlinge, die es nie bis nach Palästina geschafft hat.

Es gibt keine Hoffnung mehr, nur der Tod ist gewiss. Kein Zurück mehr und kein Nach-vorn, in die Falle geraten in einem fremden Land. Ihre Tage und Nächte waren von Angst, Kälte und Krankheit geprägt.

Die Rede ist von Mitgliedern des sogenannten Kladovo-Transports. Eine Ausstellung im Burgenländisch-kroatischen Zentrum in der Wiener Schwindgasse widmet sich ab Donnerstag der Flucht einer Gruppe von Juden, die nie in Palästina angekommen ist.

Es war 1939, als sich die Teilnehmer in der Wiener Innenstadt versammelt haben, um die Reise anzutreten. Der illegale Transport, der als Kladovo-Transport bekannt wurde, ging von Anfang an ein großes Risiko ein. Eine in Palästina gegründete Organisation zur Rettung europäischer Juden gab dem Generalsekretär des Verbandes der jüdischen Gemeinden den Auftrag, drei Ausflugsschiffe zu organisieren. Auf diesen befanden sich 822 Personen aus Wien, 130 aus Berlin, 50 aus Danzig und etwa 100 aus Prag und Bratislava.

Das Eis auf der Donau bei Kladovo an der rumänischen Grenze verhinderte aber eine Weiterfahrt. So blieben die Schiffe im Dezember 1939 im Hafen. Die Kähne waren ungeheizt. Die Flüchtlinge wurden deshalb in Zelten und Baracken am Ufer untergebracht. Die Gruppe blieb bis September 1940, dann wurde sie über den Fluss Sava in die Stadt Šabac gebracht, wo die Lebensbedingungen besser waren.

1100 blieben zurück

„Da war es etwas leichter, das gesellschaftliche Leben bunter, es gab sogar ein Theater“, wird ein Überlebender in Schriften zitiert. Mehrere Male wurde die Weiterreise angekündigt und im letzten Moment abgesagt. Kurz vor dem Einmarsch der Deutschen erhielt eine Gruppe von ungefähr 230 Flüchtlingen, hauptsächlich Jugendliche und Frauen, ein Einwanderungszertifikat. Sie reisten mit der Bahn über Griechenland, die Türkei, Syrien und den Libanon nach Palästina. Etwa drei Personen aus dieser Gruppe leben heute noch in Israel.

Über 1100 Flüchtlinge erlebten in Šabac den Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Fast zwei Jahre nach Fluchtbeginn, im Oktober 1941, wurden Männer im Dorf Zasavica erschossen, die Frauen und Kinder kamen ins KZ „Sajmište“. Jeden Tag holte man sie mit Lastwagen von dort ab, auf der Fahrt durch Belgrad wurden sie vergast und in Massengräber geworfen.


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