Nachruf auf die Roma-Musikerin Eva Samer: „Schlaf meine Schwester“

19.12.2011 | 20:54 | Kerstin Kellermann

Eva Samer war eine virtuose Geigerin, Komponistin und tolle Sängerin. Am 3. Dezember verstarb sie im Alter von 42 Jahren in Wien. Die Beerdigung findet morgen um 13 Uhr am Wiener Zentralfriedhof statt. 

„Du meine jüngste Schwester, bist den Weg zu Gott gegangen, du hast deine Lieblingstochter Bianca (sie war dein Idol), deinen Bruder, deine andere Schwester und uns alle zurück gelassen“, wird Rabie Peric morgen ihr Gedicht auf Romanes vorlesen, denn die Roma-Sängerin Eva Samer wird am Wiener Zentralfriedhof beerdigt. „Ich vergesse dich niemals. Schlaf, meine Schwester, schlaf. Nie im Leben werde ich dich vergessen.“

Eva Samer (42) war eine virtuose Geigerin, Komponistin und tolle Sängerin und stammte aus einer slowakischen MusikerInnen-Dynastie. Noch zur großen Feier „90 Jahre Burgenland“, die aus Oberwart gesendet wurde, konnte man sie im Fernsehen bewundern: Willie Resetaris geleitete die Romni vor laufender Kamera vorsichtig die Stufen hinab. Wegen ihres pompösen hellorangenen Kleides (schulterfrei!) und der Stöckelschuhe hatte die schöne Frau Unterstützung nötig. Sie sang auf Romanes. Eva Samer war großes Publikum gewöhnt, denn sie spielte in der „Hans Samer-Band“ ihres Schwagers mit und trat auch in Harry Stojkas Band auf. Samer wanderte aus der Slowakei ein und heiratete einen burgenländischen Rom.

Wie viele Romni versuchte sie mit großem Herzen und bis zur Erschöpfung für ihre Volksgruppe Verantwortung zu übernehmen, war für das „Romano Centro“ für den 1. und 3. Wiener Gemeindebezirk zuständig und arbeitete fleißig als Lehrerin. Aber auch nebenberuflich unternahm sie alle möglichen Aufgaben, um besonders die Roma-Kinder zu unterstützen und einen möglichen Weg in die Sonderschule zu vereiteln. So schrieb und arrangierte Samer die Musik für das Kinder-Theaterstück „Chavorengo Drom/Die Kinderreise“, das in der Volksschule Johnstraße zum Internationalen Tag des Kindes am 1. Juni aufgeführt wurde. In der Johnstraße gehen 30 bis 40 kleine Roma aus verschiedenen Ländern freudig und erfolgreich in die Schule. Die Aufführung fiel besonders durch einen Rap auf, dessen Text Samers Kollegin Rabie Peric für einen Jungen schrieb, dessen Mutter nach Serbien abgeschoben wurde. Refrain: „Jung und alt und groß und klein. Macht die Herzen weit. Wann kommt die schöne Zeit?“

Kurz vor ihrem Tod am 3. Dezember hatte sie Samer noch einen großen Auftritt im Burgenland. Morgen, Dienstag, um 13 Uhr findet die Verabschiedung von Eva Samer am Wiener Zentralfriedhof, 2. Tor, Brennhalle statt. Die österreichische Musik-Landschaft trauert um eine hervorragende Roma-Musikerin und die neue „Vienna Gibsy Music School“ des Romano Centro um eine Unterstützerin.

Rabie Peric’s und Moses Henescheks Gedicht zum Begräbnis geht so weiter: „Deine schwarzen Haare, dein lachendes Gesicht, deine liebe Seele und deine gute Musik. Du und deine Arbeit bleiben in unserem Herzen. Nie, nie wird es eine zweite geben, die ist so wie du, Eva. Schlaf, meine Schwester, schlaf, du wirst zu Gott gehen. Nie im Leben werde ich dich vergessen, du hast uns verlassen, alle unsere Kollegen und Muttersprachen-Lehrerinnen.“


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