Wiener Kultur für junge Migranten

03.04.2012 | 18:56 | Armand Feka

Partizipation. Eine Initiative der Stadt Wien und der Plattform „go for culture“ möchte jugendlichen Migranten der zweiten Generation Wiens Kulturleben näherbringen.

Wien. Besuche in Ausstellungen und Theaterstücken – damit soll jungen Migranten die Kulturwelt nähergebracht werden. Die aktive Beteiligung am Kulturleben ist es, was die Initiative rund um SP-Gemeinderat Omar Al-Rawi in Kooperation mit der Lehrlingsplattform „go for culture“ erreichen möchte. „Die Partizipation von Migranten im Kulturbereich schafft ganz neue Diskursebenen“, sagt Al-Rawi.

Startschuss der Aktion war ein Besuch in der Angelo-Soliman-Ausstellung im Wien-Museum Anfang des Jahres. Die Jugendlichen lernten dabei die Geschichte des königlichen „Hof-Afrikaners“ und ersten nicht europäischen Zuwanderers in Wien kennen. „Ihr eigener Migrationshintergrund ist für uns ein guter Zugang, um den jungen Menschen den Kulturbereich mit diesem Thema näherbringen zu können“, erzählt Al-Rawi. Regelmäßige Besuche in anderen Einrichtungen sollen folgen.

Kürzlich stand ein Besuch des Theaterstücks „Die Reise“ im Volkstheater an, das sich mit Migration und Integration in Europa beschäftigt. Dadurch sollten die jungen Migranten einen Blick auf die Geschichte ihrer Elterngeneration werfen, um mehr über ihre Erlebnisse zu erfahren.

Emotioneller Zugang

Das Thema Zuwanderung ist für die jungen Migranten nach wie vor brandaktuell, neben der politischen Komponente spielen auch erlebte Gefühle eine Rolle. Dieser emotionelle Zugang ist es auch, der anfängliche Berührungsängste lösen soll. Laut Al-Rawi bringe Kultur „nicht nur Lebensfreude, sondern ist sie auch ein wichtiger Faktor, gesellschaftliche Transformationsprozesse sichtbar zu machen“.

Die Initiative wird neben der Lehrlingsplattform „go for culture“ und dem Gemeinderat Omar Al-Rawi, die die Besuche organisieren, auch von verschiedenen migrantischen Vereinen unterstützt. Um soziale Ausgrenzung zu vermeiden, wird von den Jugendlichen lediglich ein geringer Selbstbehalt verlangt. Damit möchte man eine möglichst große Zielgruppe animieren, am Kulturleben aktiv zu teilzunehmen. Denn viele der teilnehmenden Jugendlichen haben noch nie ein Theater oder Ausstellungen besucht.

Der Nachholbedarf ist dementsprechend groß, die Nachfrage übersteigt derzeit das Angebot an Plätzen. Wichtig ist den Initiatoren vor allem, dass nicht nur Kulturangebote von Migranten besucht werden, sondern auch das ganze Spektrum von Wiens Kulturleben. „Wir hoffen, dass einige jugendliche Migranten durch diese Besuche auf den Geschmack kommen“, sagt Al-Rawi, „und so ihre Berührungsängste verlieren.“


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