ORF: Wir sollten Pelinka nicht ablehnen, weil er jung ist

02.01.2012 | 13:01 | Clara Akinyosoye

Nikolaus Pelinka soll nicht Büroleiter von Wrabetz werden. Aber wir sollten ihn nicht ablehnen, weil er jung ist, sondern weil er keine Erfahrung hat und politisch entsandt wurde.

Nikolaus Pelinka könnte Büroleiter von Alexander Wrabetz werden. Die Proteste im und außerhalb des ORF sind nicht nur nachvollziehbar; sie sind gerechtfertigt. Sogar die ZiB Redakteure protestieren und haben Widerstand angekündigt. Während Politiker zu der ORF Debatte Stillschweigen bewahren, wird in den Medien scharf auf Wrabetz und Pelinka geschossen. Zu Recht. Die Bestellung eines Parteisoldaten zum Büroleiter des ORF Generaldirektors ist ein Skandal, wenngleich der auch nur die Spitze eines Eisbergs darstellt. Im ORF läuft schon lange, Vieles schief. Dass die Politik keinen Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Sender hat, konnte und wollte schon vor dieser Geschichte kaum einer glauben. Parteienvertreter müssen raus aus dem ORF, sie gefährden tagtäglich das Vertrauen in die Unabhängigkeit des Senders und führen die demokratischen Ansprüche eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks ad absurdum. Auch Pelinka hat in der ORF Generaldirektion rein gar nichts verloren, aber das liegt nicht an seinem zarten Alter.

Die Seitenhiebe auf sein Alter, wie etwa die Bezeichnung „Kinderparteisoldat“ (copyright Michael Fleischhacker) fallen sicherlich in die Rubrik „Schenkelklopfer“, sind aber dennoch unnötig und diskriminierend. All das erinnert an die Art und Weise wie Sebastian Kurz als Integrationsstaatssekretär empfangen wurde. Gerechte Kritiker bemängelten, dass Kurz keine Erfahrung im Bereich Integration mitbrachte. Die anderen mokierten sich über sein „zartes Alter“. Heute preisen einige derselben ihn als Zukunftshoffnung der ÖVP. Zukunftshoffnung – kein Kinderparteisoldat, kein Upperclass-Jüngling mehr.

Seine Jugend sollte man einem Politiker, Journalisten, Lobbyisten (oder was immer Nikolaus Pelinka sein soll) nicht zum Vorwurf machen. Sie impliziert auch nicht, dass er grundsätzlich inkompetent ist. Mit 25 Jahren hat heutzutage manch einer schon Vieles geleistet – ob das auf Nikolaus Pelinka auch zutrifft, ist nicht der Punkt. Fakt ist: wir sollten Pelinka als Büroleiter ablehnen – weil er unerfahren, kein Journalist und vor allem ein politisch entsandter Parteisoldat ist und daher sicher nicht unabhängig sein kann und will. Deshalb, aber eben nur deshalb sollen und müssen wir gegen Pelinka protestieren.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Clara Akinyosoye