Wiener Integrationskonferenz vor dem Aus

13.12.2008 | 8:06 | REDAKTION

Stadt Wien streicht dem intern zerstrittenen Verband alle Subventionen.

WIEN (eko). Die Wiener Integrationskonferenz (WIK) steht vor dem Aus. Im Jahr 2009 wird der Dachverband von mehr als 250 Migrantenvereinen von der Stadt Wien keine Förderungen mehr bekommen. „Eine brutale Entscheidung“, nennt das Obmann Damien Agbogbe bei einer Pressekonferenz, „einen demokratiepolitischen Skandal“ sieht Philipp Sonderegger, Geschäftsführer von SOS-Mitmensch, offenbar sei Demokratie in der Stadt nicht erwünscht.

Und: „Die Gemeinde darf nicht beginnen, die Migranten zu spalten“, erklärt WIK-Beirat Leo Gabriel. Doch tatsächlich zieht sich durch die WIK schon seit längerer Zeit ein breiter Riss. Seit Monaten kämpfen zwei rivalisierende Fraktionen um die Macht im Vorstand. Seit der Generalversammlung vom 25. Oktober ist die innere Zerrissenheit auch nach außen sichtbar.

Nachdem die Liste eins von Damien Agbogbe mit 86 Stimmen knapp die Wahl für sich entscheiden konnte, wurden Vorwürfe laut, es hätte Manipulationen gegeben. So seien Vereinen Informationen zur Wahl vorenthalten worden, einige Vereine sogar erst kurz vor der Wahl gegründet – und zur Wahl zugelassen – worden, diese hätten dann den Ausschlag für Agbogbes Sieg gegeben. „Wahlbetrug“ sei das, heißt es von den Unterstützern der Liste zwei, die mit 83 Stimmen knapp unterlegen ist. Ob an den Vorwürfen tatsächlich etwas dran ist, soll nun ein Schiedsgericht klären.

„Geschäftsgrundlage ist weg“

Egal, wie das Schiedsgericht urteilt, für die WIK scheint der Zug abgefahren. „Hätte ich einen Funken Hoffnung gesehen, hätte ich das Absageschreiben nicht unterschrieben“, sagt Ursula Struppe, Leiterin der MA 17. Doch ein Verein, der Migrantencommunitys vernetzen will, aber selbst intern derart zerstritten ist, könne seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. Mittlerweile haben schon rund 100 Vereine – darunter türkischer, serbischer und lateinamerikanischer Dachverband – ihren Austritt beschlossen. „Die Geschäftsgrundlage“, so Struppe, „ist damit weggefallen“.

Mit dem Verlust der Subventionen – 2008 schoss die Stadt 190.000 Euro zu – scheint das Ende der Integrationskonferenz besiegelt. Ein Ende, das von der Politik zwar bedauert, im konkreten Fall jedoch als gerechtfertigt betrachtet wird. So bezeichneten die Integrationssprecherinnen von SPÖ, ÖVP und den Grünen – Nurten Yilmaz, Sirvan Ekici und Maria Vassilakou – in einer gemeinsamen Stellungnahme das Vorgehen der MA 17 als richtigen Schritt. Die Repräsentativität der migrantischen Communities sei in diesem Verein nicht mehr gegeben.

Wie die Vernetzung der Migrantenvereinigungen und der Dialog mit Politik, Verwaltung und Communitys in Zukunft erfolgen wird, soll nun 2009 geklärt werden. „Wir hoffen“, sagt MA-17-Leiterin Struppe, „dass wir auf eine gescheiten Idee kommen.“

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 13.12.2008)


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