Reisen: Wie Türkish Airlines kamerunische Fluggäste schikaniert

28.04.2015 | 13:10 | simon INOU

Seit 2011 fliegt Türkisch Airlines nach Afrika. Heute landet die Airline in 19 afrikanischen Ländern. Eine der Destinationen ist Kamerun, mein Geburtsland, das seit Jänner 2013 vier Mal in der Woche mit einem Boeing 737-900ER anflogen wird. Die Einführung der Flüge nach Kamerun war ein Segen. Die teureren Air France und Air Brussels, Fluggesellschaften der ehemaligen Kolonialländer, bekamen mit Türkish eine mächtige Konkurrenz

In weniger als drei Jahren hat Türkish Airlines viele afrikanische KundInnen gewonnen. Aus dem einzigen Grund, dass die Flugreisen billiger sind. Obwohl am Anfang sehr viele sehr zufrieden waren, hat sich der Service in den letzten Jahren nicht nur an Bord, sondern auch beim Bodenpersonal vorwiegend in Istanbul sehr verschlechtert.

Seit Dezember 2013 berichten KamerunerInnen, die von Europa bzw. USA nach Kamerun und umgekehrt mit Türkish Airlines fliegen von Verhalten, die an die  Kolonialzeit der Franzosen, Engländern und Belgiern erinnern. Immer wieder berichten Reisende von schlechten Behandlungen beim Anschlussflug in Istanbul, einem Flughafen wo kamerunische KundInnen erfahrungsgemäss nicht höflich behandelt werden. Vor drei Wochen erzählte uns eine Kamerunerin folgende Geschichte, die wir Anhand der Dokumente, die sie uns vorliegen, überprüft haben:

Istanbul: Unglaubliches Verhalten des Bodenpersonals

Nennen wir sie Frau N*. Frau N* will am 27. März 2015 nach Douala, Kamerun wo Ihre Familie wohnt, reisen. Sie kauft am 16. Februar 2015 ein Ticket Wien > Douala > Wien via Istanbul für sie und ihre Tochter. Ticketpreis für Sie und ihre Tochter € 1532,32. Beim Hinfliegen berichtet sie von schlechten Behandlungen durch das Bodenpersonal des Turkish Airlines am Istanbuler Flughafen. Ältere Personen, Mütter mit Kindern, Menschen mit eingeschränkter Mobilität werden kaum berücksichtigt.

Der Rückflug (das sagen auch viele andere KamerunerInnen) ist eine Horror Geschichte. Sie fliegt von Douala am 7. April um 02h00 früh und landet in Istanbul um 10h50. Der Flug Istanbul-Wien wäre laut Informationstafel für 12h10 am Gate 308 vorgesehen, erzählt sie. Frau N. mit Tochter und Handgepäck geht so schnell sie kann zum Gate 308. Sie wartet dort, aber niemand ist zu sehen. Keine Information. Am Schalter versucht sie auf Englisch (sie spricht fließend drei Kolonialsprachen English, Französisch und Deutsch). Am Informationsschalter bekommt sie keine Information über den Turkish Airlines Flug TK1885 nach Wien.

Müde und ausgepowert wird sie hin und her wie ein Ping-pong Ball geschickt – inzwischen wurde das Abfluggate geändert und keine Info steht auf der Informationstafel. Endlich wird sie von einem Mitarbeiter von Türkish Airlines informiert, das der Abflug um 12.10 für Wien am Gate 215 stattgefunden hat. In diesem Fall ist sie nicht alleine. Es gäbe auch mehrere ÖsterreicherInnen, die diesen Flug verpasst haben. Diese gehen zum Gate  und refundieren ihre Tickets. Neues Tickets werden für die österreicherInnen erstellt. Nur nicht für Frau N.

Auszug aus der Reisebestätigung von Frau N*(auch an Turkish Airlines geschickt).

Spielt die Hautfarbe beim Refundieren von Tickets eine Rolle?

In Panik geraten erkundigt sie sich wie sie zu einer Refundierung ihres Tickets kommen kann und bekommt nur irreführende Informationen. Das Bodenpersonal von Turkish Airlines, die sie trifft, spricht kaum Englisch. So werden Hände und Füsse benutzt um kommunizieren zu können. In ihrer Bemühungen trifft sie endlich ein Mitarbeiter von Turkish Airlines mit dem sie sich unterhalten kann. Um nach Wien weiterfliegen zu können wird es komplizierter. Sie bräuchte laut Bodenpersonal:

Zwei neue Tickets – da das alte Ticket Douala>Istanbul>Wien nicht mehr gilt – zu kaufen. Dies geschieht nur außerhalb des Flughafens. Das bedeutet, sie und ihr Kind brauchen ein Visum, Kostenpunkt: 85 Euro (60 für Sie und 25 für das 3 jährige Kind). Die neuen Tickets Istanbul>Wien kosten für beide 2440,46 Türkische Lira. Das ist umgerechnet 833,78 €.  Frau N. besorgt sich die Tickets und fliegt nach Wien zurück. In Gespräch mit M-MEDIA schwört sie NIE mehr wieder mit Türkish Airlines zu fliegen. Es ist nicht nur ein Adieu Istanbul sondern auch ein Adieu an Türkish Airlines.  Zusammenfassung: Frau N* hat für die Strecke Wien > Istanbul > Douala > Istanbul > Wien 1532,32 + 833,78 + 80 = 2446,1 € ausgegeben. Ohne neue Tickets und Visumgebühren hätte sie nur 1532,32 bezahlt.

Türkish Airlines antwortet nicht auf Anfrage

Turkish Airlines wurde von uns am 14. April kontaktiert. Per Email und via Facebook. Eine schnelle – möglicherweise eine automatische – Antwort kam und bis heute haben wir nichts mehr von Ihnen gehört. Das ist die Firma, die mit Messi und Didier Drogba Publicity macht und gleichzeitig unfähig ist, mit ihren Schwarzen Kunden umzugehen. Die Geschichte ist zum Thema Kamerun und Turkish Airlines kein Einzelfall. Hier lesen Sie noch eine andere Erfahrung zum Thema Turkish Airlines und Kamerun.

—–Weitere Links—-

> Erfahrung mit Turkish Airlines (December 2013, pdf)

> Erfahrung mit Turkish Airlines – Burkina Faso ( December 2014,pdf, French)

>Turkish Airlines to Cameroon are terrible (January 2015, pdf)

 

 

 


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