Wortwahl und Political Correctness: M-MEDIA startet offene Plattform
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- A-1010 Wien
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- Web: http://wiki.m-media.or.at
23.09.2013 | 8:00 | REDAKTION
M-MEDIA startet eine neue Plattform um JournalistInnen bei der Wortwahl in Sachen Diversität und Inklusion zu unterstützen. Mehr als 200 Begriffe schon Online.
Sprache ist einem stetigen Wandel unterzogen. Für JournalistInnen, die tagtäglich mit Sprache arbeiten, bedeutet das aber auch, dass sich die passende Wortwahl mitunter als Herausforderung gestalten kann. Es ist nicht immer klar welche Begriffe für bestimmte Bevölkerungsgruppen beleidigend sind und welche nicht. M-MEDIA will JournalistInnen und alle anderen, die sich um eine respektvolle Sprache bemühen, unterstützen und startet ab sofort das M-MEDIA-Wiki, das sich mit Begriffen, deren Geschichte und dem aktuellen Gebrauch auseinander setzt. Mehr als 200 Begriffe befinden sich derzeit Online.
Auf der offenen Plattform „Diversität und Inklusion im deutschsprachigen Journalismus“ sollen Interessierte die Chance haben adäquate Bezeichnungen und Begriffe im Kontext von diversen Bevölkerungsgruppen und Minderheiten zu finden. M-MEDIA orientiert sich dabei an sechs Dimensionen von Diversität und hat die Kategorien Alter, Behinderung, ethnische Zugehörigkeit, Gender, sexuelle Orientierung und Weltanschauung in das Wiki aufgenommen. Alte und neue Begriffe sollen in einem historischen Kontext erklärt werden. Das Wiki gibt außerdem einen Einblick welche Begriffe, Personen, Organisationen oder Medien in bestimmten Communities eine Rolle spielen.
Gegenwärtig entscheiden sich immer mehr JournalistInnen diskriminierende bzw. klischeehafte Ausdruckweisen – wie z.B. das N* Wort – durch respektvolle Begriffe zu ersetzen. Genauso viele nehmen davon Abstand die Redewendung „Er ist an seinen Rollstuhl gefesselt“ zu verwenden. Die Frage, welche Worte wir verwenden um Menschen, Dinge und Prozesse zu beschreiben, hängt auch stark von der eigenen Sozialisation ab. Die Mehrheit der Bevölkerung wurde in einer Gesellschaft sozialisiert in der manche Gruppen nur als Objekte beschrieben worden sind und keine Chance hatten, selbst zu Wort zu kommen. So sind auch journalistische Parallelgesellschaften entstanden. Auf der einen Seite Menschen, die die Macht hatten andere zu beschreiben, auf der anderen Seite Menschen, die sich weigerten sich zu beschreiben zu lassen. Dadurch, dass die Stimmen von verschiedenen Minderheitengruppen in den letzten Jahren mehr gehört werden, stellen sich engagierte JournalistInnen auch der Herausforderung wie antiquierte oder diskriminierende Begriffe und Gesellschaftskonzepte durch neue, respektvolle Bezeichnungen und Konzepte abgelöst werden können. Mit dem Wiki bekommen JournalistInnen eine Unterstützung auf diesem Weg.
Das Wiki ist als „Work in Progress“ zu verstehen und zählt auf die Mitarbeit von Menschen aus der Bevölkerung, der Zivilgesellschaft, die Begriffe hinzufügen oder Informationen ergänzen. M-MEDIA hat nicht die Deutungshoheit über Begrifflichkeiten, sondern will gemeinsam mit der Hilfe von anderen Menschen Begriffe und die Diskurse und Machtstrukturen, die sie begleiten, transparenter machen.
Das Projekt wäre ohne die direkte und indirekte Unterstützung von Privatpersonen und Organisationen wie SOS Mitmensch (Österreich), Neue deutsche Medienmacher (Deutschland), Beate Firlinger, Bund Lesbischer und Schwulen Journalisten (Deutschland), Mediendienst Integration (Deutschland) nicht umsetzbar gewesen.
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