Unterschreiben: Offener Brief gegen Hysterie im Umgang mit MuslimInnen

30.09.2014 | 9:52 | REDAKTION

Hysterie gegen MuslimInnen in Österreich überschreitet Grenzen. Unsere Zivilgesellschaft ist aufgerufen im demokratischen Österreich etwas dagegen zu unternehmen. Zum Beispiel mit dem Unterschreiben dieses offenen Briefes, initiiert von der muslimischen Feministin Dudu Kücükgöl und dem Erziehungswissenschafter der Universität Innsbruck Peter Stöger. 

Die UnterzeichnerInnen dieses Briefes rufen zu Besonnenheit und Sachlichkeit in einer Atmosphäre der Panikmache auf. Die Debatte über die Terrororganisation ‚Islamischer Staat‘ hat in Österreich zu Entwicklungen geführt, die Anlass zur Sorge sind. Die mediale Berichterstattung ufert aus, indem der Islam als solcher mit Extremismus und Fanatismus gleichgesetzt wird und die Überschreitung der Grenzen des Rechtsstaates gefordert wird.

Anders als bei vielen anderen Islam-Debatten, die von islamfeindlichen Argumentationen durchzogen sind, ist derzeit eine Besonderheit festzustellen. Nicht nur populistische Politik wird auf dem Rücken hier lebender MuslimInnen gemacht, auch politische Behörden scheinen das Gleichgewicht zu verlieren.

Die UnterstützerInnen wehren sich auch gegen Vorstöße Verantwortlicher in der Bildungspolitik, die die österreichische LehrerInnenschaft dazu aufgerufen haben, Verdachtsfälle zu ‚melden‘ und damit unbescholtene Jugendliche zu kriminalisieren. Damit geraten junge MuslimInnen unter gesellschaftlichen Generalverdacht. Die UnterstützerInnnen kritisieren die damit einhergehende Einschränkung der Religionsfreiheit sowie die Versuche, das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche aufzuheben, wenn der Staat in autonome Angelegenheiten einer Religionsgesellschaft eingreift, indem etwa ein sogenannter Einheitskoran verlangt wird.

In den letzten Wochen ist es zu einem rasanten Anstieg von islamfeindlichen Übergriffen gekommen. Menschen werden gemeldet, weil sie religiöse Praxis im öffentlichen Raum ausüben. Menschen wird wegen ihrer islamischen Identität Arbeit verwehrt. Menschen werden auf offener Straße niedergeprügelt. Die mediale und politische Auseinandersetzung hat eine breite gesellschaftliche Resonanz gefunden und fördert die Ausgrenzung von MuslimInnen, ja sogar von vermeintlichen AnhängerInnen des Islams, die fälschlicherweise mit dem Terror des IS identifiziert werden.
So klar wir uns von allen Gewaltideologien distanzieren, die im Namen Gottes, einer Religion oder auch des Islams zu Gewalttaten aufrufen, so sehr lehnen wir auch die pauschale Verdächtigung oder Aburteilung von MuslimInnen ab.

Panikmache und Stigmatisierung einer religiösen Gruppe schädigt das Leben aller Menschen in Österreich. In dieser Atmosphäre rufen die UnterstützerInnen zu Besonnenheit auf, um ein friedliches Zusammenleben der österreichischen Bevölkerung und Rechtsstaatlichkeit zu sichern. Wir rufen JournalistInnen, PolitikerInnen und LehrerInnen auf, in ihrer täglichen Arbeit zu Sachlichkeit und Besonnenheit beizutragen.


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