Multikulti im kamerunischen Krankenhaus…
Seit Dienstag arbeite ich im Krankenhaus. Mein Arbeitsalltag verläuft ca. so:
In der Früh gegen sieben aufstehen und Frühstücken, gegen kurz nach halb acht der Mette fürs Personal beiwohnen, anschließend werden Patientenakten (in unserem Fall Patientenheftl) besprochen und Probleme und mögliche Vorgehensweisen diskutiert und zwischen halb neun und dreiviertel neun geht’s dann an die Nutration.
Ich arbeite überwiegend im „Ernährungszentrum“, als eine Art Assistentin. In unserem Büro sind wir zu zweit: Elisabeth und ich. Elisabeth ist eine Nigerianerin und spricht vor allem Fufulde, dann Englisch und ein bisschen Französisch. Bei der Arbeit mit ihr habe ich viel über den Umgang untereinander und die Art der Kommunikation gelernt. Hier reden und reden alle so viel, geschwiegen wird eigentlich nur, wenn ich alleine mit jemanden bin der nur Fufulde spricht. Aber dann auch nur für wenige Minuten bis die Person die Stille satt hat und trotzdem mit mir redet.
Elisabeth und ich machen jeden Morgen eine Runde durchs Krankenhaus und wiegen alle stationierten Babies und Kleinkinder. Danach machen wir Buoille, also Brei für Unterernährte und natürlich auch für Babys und zeigen Angehörigen, woraus sich dieser zusammen setzten muss um besonders nahrhaften zu sein. Der Brei besteht in der Regel aus einem Ei, zwei Löffel Sojamehl, zwei Löffel geriebene Erdnüsse, zwei gute Löffel Zucker, zwei Löffel Maisstärke und zwei Löffel einer Art Specialmehl, das man extra kaufen muss und irgentwo besonders Hergestellt wird. Das wird alles zusammen mit einem Liter aufgegossen und 45 Minuten lang gekocht, wobei bis zum aufkochen, ständig gerührt werden muss. Dann kann man es ein bisschen, oder eigentlich auch die restliche Zeit stehen lassen, aber natürlich wird sie am besten wenn man 45 Minuten durch rührt.
Sehr interessant ist auch der Sprachenmix der hier meinen Alltag darstellt, natürlich spreche ich viel Deutsch, vor allem auch hier im Haus und es funktioniert relativ gut als Geheimsprache, außerdem erlaubt es unersetzliche tiefsinnige Gespräche, klare Vereinbarungen und wichtige Fragen und Antworten. Mit Elisabeth rede ich English, welches natürlich nicht so klingt wie ihr es euch vorstellt mit meinetwegen amerikanischen oder englischen Akzent, sondern mit afrikanischen Formulierungen, Betonungen und Aussprache, so dass wir uns gerade noch gut unterhalten können. Mit jungen Leuten und Leuten die mir neu vorgestellt werden spreche ich Französisch. Mit unbekannten geht das am besten, da die dann auch einfach noch nicht wissen wie begrenzt mein Französisch Wortschatz ist. Zusätzlich ist Französisch auch die Sprache zur Verständigung mit Leuten die nur Fufulde und Französisch können. Hier in dieser Region spricht jeder Fufulde und ich werde mein alleraller bestes geben das auch so gut wie möglich zu lernen. In Wien kann ich damit sicher nicht so viel anfangen, aber hier ist es Gold wert. Ihr solltet einmal sehen, was es für einen Unterschied macht, wenn man auf Fufulde mit den Leuten spricht anstatt auf Französisch, das sind Welten dazwischen!
Bisher kann ich nur das Simpleste, also Grüßen, ein paar vereinzelte Vokabeln und Bitte. Ich bin aber sicher bald schon viel mehr zu können, da ich eigentlich im Krankenhaus wenn ich mit Elisabeth unterwegs bin nur Fufulde mit den Patienten rede, weil sie oft wirklich keine andere Sprache sprechen. Derzeit muss ich aber zugeben, reden sie eher mit mir und ich versuche ihren Erwartungen und Wünschen zu entsprechen und den Sinn und die Sprache aus der Situation heraus zu erkennen. Ich bin zuversichtlich, dass das noch besser wird und zumindest für mich ist es irrsinnig aufregend eine soo ganz fremde Sprache einfach zu observieren. Sehr gerne unterhalte ich mich auch mit einer tauben Frau, zumindest höre ich ihr gerne zu, sie ist eine Freundin von Elisabeth und redet unheimlich gerne. Die kommt dann öfters einfach vorbei und erzählt und erzählt und erzählt. Wenn ich weiß worum es geht oder es etwas mit unserer derzeitigen Situation zu tun hat, verstehe ich sehr gut was sie meint und sagt. Ich bin immer wieder sehr entzückt wie gut sie sich verständigen kann.
Besonders gerne unterhalte ich mich auch mit Elisabeths jüngsten Sohn, er ist zehn und furchtbar Gesprächig. Mit ihm spreche ich französisch, und genieße dabei seine muntere und geduldige Art. Er ist viel kontaktfreudiger als andere Erwachsene und es liegt ihm viel mehr am Herzen etwas zu übermitteln, er hört mir gerne zu und lacht mit mir auch wenn ichs schon zum fünften Mal fasch sage. Das finde ich super! Warum auch immer das so ist, aber Kinder haben einfach viel mehr Geduld, mit ihnen kann man super Sprachen lernen.
Neben Ibrahima, gibt es noch eine Frau die sich sehr für mich interessiert. Warum weiß ich eigentlich nicht so genau, denn sie spricht nur Fufulde, aber sie hat mich schon um ein Foto gebeten und sprach schon davon mich mit ihrem Sohn zu verheiraten. Irwie hab ichs ihr angetan.. Alles hat seine Situationskomik, irwie… J
Wenn ich gerade nicht in der Nutrition arbeite helfe ich irgentwo aus, wie zum Beispiel im OP, Menschen heben, irwo hinbringen oder Werkzeug sterilisieren. Wer weiß was alles noch auf mich wartet!
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