Ein Frauenverein mit Burschenarbeit

HIN­TER­GRUND:
  • Teil 16 der 16-tei­li­gen Por­t­rät­se­rie „Unsere Hände gegen Gewalt".
  • In Koope­ra­tion mit White Rib­bon Öster­reich, dem Ver­ein von Män­nern zur Prä­ven­tion von männ­li­cher Gewalt, hat M-MEDIA am 25.11.2012 (Beginn der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen) eine Por­t­rät­se­rie  gestar­tet, in der wöchent­lich Por­träts von Män­nern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die moderne Männ­lich­kei­ten leben und Por­träts von migran­ti­schen Ver­ei­nen, die Bei­träge und Zugän­gen zu Gleich­be­rech­ti­gung und Gewalt­prä­ven­tion leis­ten,ver­öf­fent­licht wer­den.
  • Die Koope­ra­tion wird vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit, Sozia­les und Kon­su­men­ten­schutz geför­dert.

16.04.2013 | 9:27 | Hülya Tektas

Die Initiative Schwarze Frauen Community gibt durch ihre Burschenarbeit jungen schwarzen Männern Freiräume, die bestehende Geschlechterrollen in Frage zu stellen und stärkt ihre Herkunfts- und Geschlechtsidentität. Letzter Teil der 16-teiligen Porträtserie „Unsere Hände gegen Gewalt”.

Im Jahr 2003 gründeten drei engagierte Frauen den Verein Schwarze Frauen Community. Diversity Expertin Beatrice Achaleke, Schriftstellerin Ishraga Mustafa Hamid und Esther Maria Kürmayr, die den Verein seit einigen Jahren auch leitet wollten schwarze Menschen in Österreich eine Anlaufstelle bieten. SFC unterstützt schwarze Menschen bei Problemen mit Ausgrenzung jeglicher Art, Rassismus, Sexismus und anderen Diskriminierungen. Seit der Gründung ist der Verein Treffpunkt von schwarzen Frauen der ersten und zweiten Generation in Österreich. Frauen unterschiedlicher Herkunft, Nationalität und Religion finden in den Räumlichkeiten der Schwarze Frauen Community zusammen und helfen und unterstützen sich gegenseitig. Austausch spielt eine wichtige Rolle. Die Frauen werden vernetzt und beraten.

Burschen brauchen Vorbilder

Obwohl der Verein sich auf schwarze Frauen fokussiert hat, hat seit einigen Jahren auch Bubenarbeit Eingang in den Tätigkeitsbereich von SFC gefunden. Die schwarzen Frauen, die oftmals auch Mütter sind, haben sich ein Angebot für ihre Kinder gewünscht. Zuerst entstand eine Mädchengruppe, sagt Kürmayr. Doch da es die Buben mitunter noch schwerer haben und oft ohne Vorbilder aufwachsen, war der Weg zur Etablierung einer Bubengruppe ein kurzer. Durch diverse Aktivitäten unterstützt der Verein neben Frauen eben auch schwarze Kinder und Jugendliche bei der Identitätsfindung und -Stärkung in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft. Seit etwa fünf Jahren bietet der Verein offene Bubenarbeit an. Jeden dritten Samstag im Monat finden die Treffen im WUK statt, die von dem erfahrenen Sozialarbeiter Nana Gyan Ackwonu geleitet werdem. Etwa zehn bis 15 Buben im Alter von drei bis zwölf Jahren nehmen daran teil. Ein Großteil der Kinder in der Schwarze Frauen Community  stammt aus bi-nationalen Beziehungen.

Mit Diskriminierung umgehen

Das fehlen der positiven Rollenbilder in den Mainstream Medien, die ständige Konfrontation als sichtbare Minderheit mit Stereotypen und die Diskriminierung hinterlässt Spuren bei den Kindern. Esther Maria Kürmayr betont, dass ein Teil der Kinder diese alltäglichen Herausforderungen ohne Hilfe nicht bewältigen können. Und genau hier greift auch die Arbeit von Schwarze Frauen Community ein. Tanz- und Theaterkurse, Gesprächsrunden, in denen Kinder und Jugendliche über ihre eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus sprechen, Workshops zu diversen Themen wie Diversität, afrikanische Geschichte, Präsentation von erfolgreiche schwarzen Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, um die positiven Vorbilder hervorzuheben sind nur einige davon.

Die Identitätsfrage macht auch den Schwerpunkt von Bubenarbeit aus. Die Jungen werden daneben gefördert, sich mit bestehenden geschlechtlichen Rollenbildern auseinanderzusetzen. Das Thema Gewalt wird in der Bubenarbeit von Schwarze Frauen Community nicht direkt angesprochen. Zwar lernen die Burschen die Gewaltprävention im Shaolintraining, aber das Thema Gewalt wird nur dann behandelt, wenn die Buben es selber ansprechen. „Meist geht es um die eigenen Erfahrungen der Jungen mit der Gewalt in Form von Rassismus“, so Kürmayr.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Hülya Tektas