Diagonale 2014: Von Kurzdokus, Interviews und Weltpremieren, Tag 1

21.03.2014 | 13:42 | Tamara Tanasijevic

Das pittoreske Graz schmückt sich vom 18 -23. März in der Farbe der Diagonale. Die ganze Stadt ist behängt mit roten Fahnen, Schaufensterläden unterstützen die heimische Veranstaltung durch gekonnt inszeniertes Product Placement und die Bewohner und Bewohnerinnen wirken auch alle gleich interessierter und Kultur affiner. In der Altstadt tummeln sich Connaisseurs und Verehrer des österreichischen Films und flanieren bei dem wunderbaren Frühlingswetter von Kino zu Kino.

Unter die Leute darf auch ich mich erstmals als akkreditierte Reporterin für M-MEDIA mischen und an dem abwechslungsreichen Programm der Diagonale teilhaben. Das tat ich auch gleich nach meiner Ankunft Donnerstagmittag in Graz. Voller Vorfreude holte ich mir meinen Pressepass im Büro der Diagonale im Haus der Architektur ab. Das Abenteuer konnte beginnen!

Glücklicherweise ist Graz überschaubar und absolut sehenswert zu Fuß. Mit meiner neuerworbenen Akkreditierung in der Tasche, machte ich mich auf den Weg zum ersten Programmpunkt meines Aufenthalts. In der Vorstellung „Kurzdokumentarfilm: Programm 3“ wurden zwei Beträge der Jungregisseurinnen Franziska Pflaum und Clara Trischler im Schubertkino gezeigt.

Franziska Pflaum begleitet in „Virgil & Evan“ zwei französische Straßenmusiker, die auf unterschiedliche Weise versuchen sich in Berlin durchzuschlagen. Während Evan sich von Tag zu Tag treiben lässt, hat Virgil größere Ambitionen und Ziele im Leben. Zueinander finden die beiden Protagonisten in den inszenierten Schwarz-Weiß Momenten, in denen ihre Liebe zur Musik zelebriert wird und der Wunsch nach Freiheit zum Greifen nah scheint.

Clara Trischlers Kurzdokumentation „Das erste Meer“ berichtet von der Reise palästinensischer Kindern an das 40 km entfernte Meer. Dieses konnte aufgrund der strengen Grenzkontrollen zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten bisher nur von der Veranda aus bewundert werden. Auf Einladung einer israelischen Friedensorganisation hin können einige ausgewählte Kinder nun zum ersten Mal in den Weiten des Ozeans ihrer Heimat baden. Trischler gelingt ein außergewöhnliches Porträt des Nahostkonflikts aus der Kinderperspektive, welches absolut empfehlenswert ist. Und weil mich meine Gedanken zum Film auch im Nachhinein nicht losgelassen haben, werde ich Clara Trischler Freitagnachmittag zum Interview treffen.

Nach dem Filmgespräch mit den beiden Regisseurinnen hatte ich nur einen Augenblick Zeit, um zurück ins Hotel zu gehen und mich für das Interview mit Cana Bilir-Meier vorzubereiten. Cana wird im Rahmen der Diagonale ihren Kurzfilm „Semra Ertan“ präsentieren. Bei der Protagonistin handelt es sich um ihre Tante, die traurige Berühmtheit erlangte, als sie sich 1982 aus Protest gegenüber dem wachsenden Rassismus in Deutschland öffentlich anzündete. Doch Semra war vielmehr als nur die „Türkin, die sich verbrannte“. Der Kurzfilm ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte und soll die Erinnerung an Semra, die Dichterin, weitertragen.

Nach meinem äußert eindrucksvollen Interview mit der bezaubernden Cana, kehrte ich ein für ein wohlverdientes Abendessen. Mein letzter Programmpunkt sollte mich zur Weltpremiere des Spielfilms „Sarah und Sarah“ des namenhaften Regisseurs Peter Kern führen. Mein Akku hatte schon längt aufgegeben, ich allerdings noch nicht. Obwohl ich mit Erschöpfungserscheinungen kämpfte, war ich im Kino dann doch von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen der 82-jährigen dementen Sarah und dem krebskranken Jungen, der sich Sarah nennt, gefesselt. Ein Film, der von einem etwas anderen Lebensmodell erzählt und von seinen fabelhaften Darstellern (Traute Furthner, Margarethe Tiesel, Florian Hanel) getragen wird.

Mit dem letzten Applaus holte mich meine Müdigkeit wieder ein. Auf das Nightline Programm musste ich leider verzichten und ließ stattdessen den spannenden Tag nochmal im Hotelzimmer Revue passieren. Heute erwartet mich ein dichteres Programm mit vielen Highlights und diesmal werde ich mir das Feierabend Bier nicht nehmen lassen.


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